Sehnsuchtsort Wald: Entspannt durch Shinrin Yoku

"Der Wald ist wie eine Parallelwelt zu unserer umtriebigen Alltagswelt, eine Welt voller Geheimnisse, die es zu entdecken lohnt, die Schutz und Geborgenheit schenkt, die uns zu kleinen Abenteuern einlädt und in der Heilkräfte wohnen, die uns an Körper, Geist und Seele gesund werden lassen oder uns ganz einfach wieder in die Ruhe bringen," schreiben Annette Bernjus und Anna Cavelius in ihrem Buch "Waldbaden". Die Bäume wurden bereits vor Tausenden von Jahren von den Germanen verehrt, denn sie glaubten, dass in ihnen die Götter ihren Sitz hätten. Für viele Dichter und Schriftsteller war der Wald zudem Erinnerungs- und Sehnsuchtsort, da man sich im Rahmen der Industrialisierung immer mehr von der Natur entfremdet hatte. 

Shinrin Yoku

Die Annahme, dass ein Aufenthalt in der Natur eine wohltuende Wirkung hat, wird seit einigen Jahren auch wissenschaftlich untersucht. Zahlreiche Nachweise dafür stammen dabei aus Japan, wobei die Stadt Agematsu als Wiege des sogenannten "Shinrin Yoku" oder Waldbadens gilt. Hier gibt es spezielle Shinrin-Yoku-Wanderwege, auf denen man den Wald mit allen Sinnen wahrnehmen kann. Mittlerweile ist das Angebot solcher Wälder in Japan sehr groß und Waldbaden ist auch Teil der Gesundheitsvorsorge. Waldbaden hilft uns, unsere Sinne zu schärfen, da die Umgebung völlig ruhig und reizarm ist.

Tipps zum Waldbaden

Wer sich für das Waldbaden einen Tag Zeit nimmt, sollte mindestens fünf Kilometer zurücklegen und sich insgesamt vier Stunden im Wald aufhalten. Sucht euch einen Platz, der euch gefällt, um die Natur zu genießen und euch auszuruhen. Zur Stärkung des Immunsystems sollte ein dreitägiges Waldbad genommen werden, zur Stressreduktion genügt auch ein Tagesausflug.

Positive Wirkung auf die Gesundheit

Das Waldklima hat eine äußerst positive Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Es entlastet die Haut und die Atemwege, steigert die körperliche Leistungsfähigkeit, wirkt wohltuend bei Rücken- und Gelenkbeschwerden und beruhigend auf das vegetative Nervensystem. Waldbaden eignet sich daher bestens für die Prävention, wobei immer ein Wald gewählt werden sollte, der beim ersten Anblick ein gewisses Wohlgefühl auslöst. 

Ideen für ein Waldbad

Bei Waldbaden schlendert ihr langsam durch den Wald. Setzt auch zwischendurch auch immer wieder hin und lasst die Seele baumeln. Durch das gemütliche Schlendern kommen alle Sinne zum Einsatz und man kann Gerüche, Farben oder Geräusche besonders intensiv wahrnehmen. Schaut euch bei einem Waldbad die Dinge an, als würdet ihr sie zum ersten Mal sehen, begeistert euch für die kleinen Dinge wie Steine, Insekten oder Käfer. Macht euch auch bei schlechtem Wetter zum Waldbaden auf und versucht Regen oder Wind wohlwollend zu begegnen. Wichtig beim Waldbaden sind auch Atemübungen, denn dadurch kann die sauerstoffreiche Waldluft besser aufgenommen werden. Auch Augenentspannungsübungen können sehr gut ins Waldbaden integriert werden, verbringen wir doch alle sehr viel Zeit vor dem Computer und sollten unsere Augen regelmäßig entspannen. Alles, was euch ablenken könnte, wie zum Beispiel Handy oder Fotoapparat, sollte zu Hause gelassen werden. Versucht auch bei eurem Spaziergang durch den Wald Gerüche bewusst wahrzunehmen und sie beispielsweise mit Erinnerungen ("Dieser Duft versetzt mich zurück in meine Kindheit") zu verbinden. Hebt Blätter auf und riecht daran oder schnuppert an einem Baumstamm.

Waldbaden im Winter

Auch in der kalten Jahreszeit ist ein Waldbad durchaus möglich. Im Winter ist es im Wald sehr still, was natürlich seinen besonderen Reiz hat. Dann könnt ihr Fußspuren in den Schnee zeichnen und euch der Stille des Waldes bewusst werden, die ganz besondere Stimmung wahrnehmen und Farben, Gerüche und Geräusche aufnehmen. Besonders wohltuend ist es, anschließend ein Bad zu nehmen und sich dann in eine warme Decke zu kuscheln. 

Ein Bad im Nebel nehmen

Nebel ist mystisch und unheimlich - daher ist auch ein Bad im Nebel ein ganz besonderes Erlebnis. Was den Nebel so besonders macht, ist, dass Geräusche durch ihn verschluckt werden. Für ein Waldbad im Nebel solltet ihr einen Weg wählen, der euch gut bekannt ist, damit ihr euch nicht verirrt. Geht dabei langsam und lasst die Bäume und die besondere Stille auf euch wirken.

"Ich ging nur für einen kurzen Spaziergang hinaus und beschloss schließlich, bis zum Sonnenuntergang draußen zu bleiben, denn ich stellte fest, dass das Nach-draußen-Gehen eigentlich ein Nach-innen-Gehen war." (John Muir)

Lesefutter*:

  • Annette Bernjus und Anna Cavelius: Waldbaden. Mit der heilenden Kraft der Natur sich selbst neu entdecken. Viele Übungen und Tipps, um in der Natur wieder zu uns selbst zu finden.
  • Torbjorn Ekelund: Im Wald. Kleine Fluchten für das ganze Jahr. Der Autor unternimmt Mikroexpeditionen, er schläft unter den Sternen und lauscht den Vögeln und schildert in seinem Buch, wie wenig man für solche Abenteuer braucht. 
  • Michael Huppertz und Schatanek Verena: Achtsamkeit in der Natur. 84 naturbezogene Achtsamkeitsübungen und theoretische Grundlagen.

 

 

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