Uralte Tradition: Räuchern

"Der Rauch, der sich aus Erde und Feuer erhebt, wird allem gehören, was sich im Universum bewegt: den Vierbeinern, den Geflügelten und allem, was ist. Dieses Opfer von ihnen geben wir nun Dor, o Wakan Tanka!" (Aus einem indianischen Gebet)

Das Räuchern ist eine alte Tradition, denn die Menschen entdeckten schon sehr früh, dass der Duft von Räucherstoffen eine ganz besondere Wirkung hat. Aus diesem Grund entwickelte sich im Laufe der Zeit eine eigene Räucherkultur. Man räucherte, um Krankheiten zu heilen, um Seuchen zu vertreiben, die Atmosphäre zu reinigen oder um mit Göttern zu kommunizieren. Beim Räuchern werden die grobstofflichen Substanzen in Rauch umgewandelt, sodass sich höhere und feinere Ebenen miteinander verbinden. Die Duftstoffe, die beim Räuchern freigesetzt werden, wirken dann nicht nur auf unseren Körper, sondern auch auf Geist und Seele. Jeder Stoff, der verräuchert wird, hat natürlich individuelle Kräfte. So gibt es Stoffe mit erdenden Komponenten, andere wiederum haben eine schützende oder reinigende Funktion. 

Auch die amerikanischen Ureinwohner räuchern bereits seit Jahrtausenden. Die Völker in Süd- und Mittelamerika verwenden heute vorwiegend einheimische Harze wie zum Beispiel Copal, die Indianer in Nordamerika hingegen verräuchern eher heilige Pflanzen wie Süßgras oder Weißen Salbei. Verwendet werden die Pflanzen dabei meist so, wie man sie auch erntet, sodass sie ihre ganz natürliche Kraft beibehalten können. 

Räuchern auf Holzkohle

Wer auf Holzkohle räuchern möchte, braucht dafür ein feuerfestes Gefäß, Räucherwerk, Kohle sowie Sand, der in das Gefäß gefüllt wird. Dann gebt ihr die heiße Kohle auf den Sand, wobei man die Kohle im Handel in runder Form und in unterschiedlichen Größen erhält. Hält man ein entzündetes Streichholz an die Kohle, so schlägt diese Funken und der Brennvorgang beginnt. Dieser ist abgeschlossen, wenn sich die Ränder der Kohle grau verfärben. Anschließend streut ihr das ausgewählte Räucherwerk auf die Kohle und es wird sofort Rauch entwickeln. Die Kohle glüht etwa 90 Minuten, während dieser Zeit könnt ihr jederzeit neues Räucherwerk darauflegen. 

Räuchern mit Sieb und Stövchen

Darüber hinaus ist es auch möglich, mit einem Siebgefäß ohne intensiver Rauchentwicklung zu räuchern. Blüten, Wurzeln oder Kräuter werden dafür nur sehr groß zerkleinert, auch Harze eignen sich dafür sehr gut. Für das Verräuchern stellt ihr das Stövchen auf eine feuerfeste Unterlage, streut die Kräuter auf das Sieb und zündet die Kerze an. 

Räuchern mit Räucherbündel

Räucherbündel könnt ihr entweder fertig kaufen oder ihr fertigt es selbst aus getrockneten Kräutern wie Beifuß, Dost, Salbei, Johanniskraut oder Ringelblume. Das Bündel wird dann mit Hilfe einer Kerze angezündet und in ein feuerfestes Gefäß, das mit Sand gefüllt ist, gelegt. 

Räuchern in den Rauhnächten

Vor allem an den Nächten um Weihnachten, den sogenannten Rauhnächten, wird sehr gerne geräuchert. In den Rauhnächten, so besagt dieses heidnische Brauchtum, sind Geister, Hexen und Dämonen unterwegs, und diesem Treiben möchte man mithilfe des "Rauches" ein Ende setzen. Früher zogen vor allem die Bauern mit Weihrauch durch Haus und Hof, um einen Schutzkreis zu ziehen, um die Gestalten davon abzuhalten, sich ihrem Gehöft zu nähern. Die dunklen Kräfte sollte dadurch gebannt und die guten angezogen werden. So wie die Natur zieht sich auch der Mensch an diesen Tagen sehr gerne zurück, um sich seinem Seelenleben zu widmen. 

Verschiedene Räuchermischungen

In der letzten Ausgabe des Magazins "Landapotheke" finden sich zahlreiche Vorschläge für Räuchermischungen und ihre Wirkung. Wer beispielsweise sein Selbstwertgefühl stärken möchte, nimmt 1 Teelöffel Salbei, 1 Teelöffel Thymian, 1 Teelöffel Dost, 1 Teelöffel Holunder sowie 1/2 Teelöffel Rosenblüten. Diese Mischung unterstützt euch dabei, die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen und eure Selbstachtung zu stärken. Zur energetischen Reinigung von Räumen benötigt ihr 1 Teelöffel Wacholder, 1 Teelöffel Thymian, 1/2 Teelöffel Engelwurz, 1/2 Teelöffel Salbei, 1/2 Teelöffel Beifuß sowie eine Prise Rosenblüten. Diese Räuchermischung befreit von Altlasten, desinfiziert und reinigt. 

Lesefutter:

Susanne Berk: Einfach räuchern. Anwendung, Wirkung und Rituale. Susanne Berk ist eine anerkannte Expertin, die in ihrem Buch 54 Räucherstoffe und unterschiedlichste Rituale beschreibt. 

 

Marlis Bader: Räuchern mit heimischen Kräutern. Anwendung, Wirkung und Rituale im Jahreskreis. Ein Buch, das sich 28 Räucherpflanzen widmet, die auch selbst im Garten angebaut werden können. 

 

Fritz Kaindlsdorfer: Die Heilkraft des Räucherns: Mit heimischen Blüten, Kräutern und Harzen. Das Buch widmet sich der Tradition des Räucherns, beleuchtet aber auch dessen heutige Rolle. 

 

Elfie Courtenay: Rauhnächte. Die geheimnisvolle Zeit zwischen den Jahren. Ein Begleiter durch die mystische Zeit der Rauhnächte mit vielen unterschiedlichen Ritualen.