Momente: Almrauschen im Kopf

"Halten Sie sich eine Muschel ans Ohr, hören Sie dann das Meer rauschen? - Ich höre nur ein dumpfes, leises Grollen, das wohl kaum meine Sehnsucht nach peitschenden Wellen stillt. Dieser Sommer hatte aber eine Lektion für mich übrig. Auf einem Almurlaub nahe meiner Haustür habe ich begriffen, dass es nicht die laute Gischt braucht. Meist ist es das Leise, das der Seele Nahrung gibt. Tage ohne Uhr, ohne Pflicht. Nur Herzensstunden und Sterne schauen. Aufstehen mit dem Gefühl "ich muss nicht", Kaffeetrinken bis in die Unendlichkeit, dem knisternden Feuer lauschen.

Keine Pumps. Nur Wanderschuhe, sie kennen den Weg zum Glück, marschieren einfach los. Nicht denken, nur gehen: Serpentine für Serpentine. Der Schritt wird langsamer, der Herzschlag schneller, die Seele weiter, bereit zum Flug. Am Almboden hat meine Seele die Schwingen gespannt, als ihr Blick auf meine Heimat fiel. Das Rauschen ihrer Flügel ist unvergessen: "Almrauschen". (Nicole Kari)