"Ein englisches Wort für den Herbst ist wunderbar in seiner Bildhaftigkeit: Neben "Autumn", das luftig nach Atmen klingt, gibt es den Ausdruck "the Fall". Das Fallen. Nicht im Sinne von abruptem Stolpern oder Stürzen, sondern im Sinne von gemächlichem Hinabsinken - zu ebener Erde. Die Temperaturen fallen, die Blätter auch. Dieses Fallen der Blätter ist naturgemäß die Verbal-Ikone für den beginnenden Herbst und das große Blätterrauschen.
Und später, wenn auch der Herbst verblasst, ruht draußen vor der Tür die Natur und drinnen in der Stube rastet der Mensch. Er fährt die Ernte ein, befindet sie für gut oder für schlecht, zieht Bilanz und sich dann zurück. Schön klingt das, nicht wahr? So herbstlich elegisch, ist aber immer seltener der Fall im "echten" Leben. Denn der moderne, durchgetaktete Mensch rastet nicht, er rast. Durch den Tag, durch das Jahr, durch das Leben. Und dann, atemlos und erschöpft, fällt er. Intelligenz und Weitblick sind wohl nur der Natur vorbehalten." (Bernd Melichar)