Wanderungen rund um den Wörthersee

"Sangya" bedeutet: offen sein für Wechselfälle, für unerwartete Erlebnisse und überraschende Begegnungen, für Windungen und Wendungen des Weges. Auch Irrwege und widrige Wetterereignisse und damit verbundene Strapazen nimmt man tief in sein Bewusstsein auf. Sie sind beispielhaft für die Unsicherheit und das Prekäre des Lebensweges. "Sangya" heißt auch: Unterwegs Sonne und Mond auf ihren Bahnen beobachten, den Wechsel der Jahreszeiten wahrnehmen, Makrokosmos und Mikrokosmos, der Einmaligkeit der Naturphänomene und den Konstanten des Daseins nachspüren." (Aus: Ulrich Grober: Vom Wandern. Neue Wege zu einer alten Kunst)

Offen sein für Neues kann man auch sehr gut rund um den Wörthersee, wo sich Wanderern zahlreiche abwechslungsreiche Wege bieten, in denen man eintauchen kann in die traumhafte Natur und die Weisheit der Wildnis. 

Bannwaldtour/Pörtschach am Wörthersee

"Um die Wildnis zu verstehen, muss man zunächst den Wald verstehen", hat Robert Mcfarlane gesagt. Aus diesem Grund zieht es mich sehr gerne in den Bannwald, der auf 711 Metern Höhe liegt und somit die höchste Erhebung in Pörtschach am Wörthersee ist. Die Tour ist einfach, kann eigentlich - außer im Winter - zu jeder Jahreszeit gegangen werden und bietet euch sehr schöne Ausblicke auf den Wörthersee. In der wärmeren Jahreszeit sitzt man dann einfach auf einem Baumstamm, genießt das Panorama und lässt die Seele baumeln. Mag ich, sehr sogar. 

Tolle Ausblicke auf den Wörthersee
Tolle Ausblicke auf den Wörthersee
Der Bannwald ist die höchste Erhebung in Pörtschach am Wörthersee
Der Bannwald ist die höchste Erhebung in Pörtschach am Wörthersee

Im Hinterland von Pörtschach: Der Geißrücken

Die Tiefen eines Weges zeigen sich erst dann, wenn man mit jedem Schritt in Interaktion tritt mit dem, was einem umgibt. Dann erst verändert sich die Wahrnehmung, ist eine offene Hinsicht und gleichzeitig auch eine Zwiesprache mit sich selbst möglich. Alles wird besehbar, die mentale Landkarte erweitert sich. Von einem Hier zu einem Dort gehen, um die Linearität der Gewohnheit zu verlieren. Neues entdecken. Wie zum Beispiel im Hinterland von Pörtschach.

Nördlich der Autobahn findet man den weniger bekannten Ortsteil von Pörtschach: Winklern. Dieser wird von kleinen Häusern und Bauernhöfen sowie vom "Zocklwirt" dominiert, der nach dem "Zokl", einem alten Begriff für "Holzschuh" benannt ist. Es ist ein Gast- und Bauernhof, der von weitläufigen Wiesen sowie Obststreuwiesen umgeben ist. Am Waldrand kommt man an zahlreichen Bienenstöcken vorbei und von der Ferne erblickt man zudem ein weiß gekalktes Marterl, das die Geißrückenstraße, wo auch die Wanderung startet, markiert. Von hier aus erreicht man den Waldrand mit der Markierung "Zu den Wanderwegen", bevor man dann die ungepflasterte Straße hinaufwandert, bis man zu einem Platz gelangt, von dem mehrere Wanderwege, wie beispielsweise der Bannwald-Panoramaweg oder der König-Arnulf-Weg, abzweigen. Die Straße verläuft weiter geradeaus zwischen dem Hohen und dem Niederen Geißrücken bis nach Moosburg. Rechts weist dann der Weg Nummer 6 in Richtung Krumpendorf und ein schmaler Weg führt weiter zu einer Forststraße bzw. zu einer Aussichtsbank. Anschließend wandert man ein Stück bergab, zweigt dann rechts ab und gelangt so zu einem weiteren Aussichtsplatz, von dem aus man das traumhafte Panorama auf Pörtschach genießen kann. 

Im Hinterland von Pörtschach findet man den Geißrücken.
Im Hinterland von Pörtschach findet man den Geißrücken.
Eindrucksvolle Baumriesen bestaunen
Eindrucksvolle Baumriesen bestaunen
Traumhafter Ausblick auf den Wörthersee
Traumhafter Ausblick auf den Wörthersee

Historische Wanderung oberhalb von Krumpendorf: Der Pirkerkogel

Bis vor Beginn des Ersten Weltkriegs galt der Pirkerkogel als sehr beliebtes Ausflugsziel, was vor allem auf den Aussichtsturm, der 1912 errichtet wurde und einen traumhaften Blick über den Wörthersee bot, zurückzuführen war. Die Wanderung könnt ihr direkt in Krumpendorf starten, nach der Volksschule biegt dann ein Weg links ab und dort beginnt dann der Wasserweg Pirkerbach. Entlang des Baches haben sich mehrere Auwaldbestände gebildet, die eine natürliche Vegetationsform darstellen. Nach der Ortschaft Pirk gelangt man in einen Fichtenwald, in dem man den Waldweg folgt und schließlich auf den 666 Meter hohen Pirkerkogel gelangt, wo man zwischen den Bäumen bereits den Wörthersee erblicken kann. In der Nähe der Stelle des ehemaligen Turmes erinnert noch eine Bank an den Aussichtsplatz, bei der ihr dann eine Pause einlegen könnt. 

Der Wasserweg Pirkerbach
Der Wasserweg Pirkerbach
Auch in der kälteren Jahreszeit empfehlenswert: Eine Wanderung auf den Pirkerkogel
Auch in der kälteren Jahreszeit empfehlenswert: Eine Wanderung auf den Pirkerkogel
Blick vom Pirkerkogel auf den Wörthersee
Blick vom Pirkerkogel auf den Wörthersee

Schalensteinrunde - Weiberzahn - 1000jährige Linde

In Pritzschitz bei Pörtschach am Wörthersee startet die sogenannte Schalensteinrunde. Schalensteine werden auch als Opfer- oder Näpfchensteine bezeichnet und sie verfügen über schalenförmige Vertiefungen, die entweder von Menschen eingearbeitet oder auf natürliche Art und Weise entstanden sind. Auf dem Weg kommt man auch beim sogenannten Weiberzahn, einem sagenumwobenen Felsen im Wald vorbei. Dieser ist vermutlich ein Schalenstein, wenn auch als solcher nicht eindeutig identifizierbar. In vorgeschichtlicher Zeit kam diesen Steinen unterschiedliche Bedeutung zu. So wurden sie beispielsweise als Opferstein, alte Schriftsysteme oder auch als punktförmige Achsen zur Himmelsbeobachtung verwendet. 

 

Am Rückweg kann man zudem die 1000jährige Linde bestaunen, die auch "Napoleon-Linde" genannt wird, da Napoleon hier einst auch Rast gehalten haben soll. 

Der sogenannte Weiberzahn, ein sagenumwobener Felsen
Der sogenannte Weiberzahn, ein sagenumwobener Felsen
Eindrucksvolle Bäume am Weg
Eindrucksvolle Bäume am Weg
Die 1000jährige Linde in Pritzschitz am Wörthersee
Die 1000jährige Linde in Pritzschitz am Wörthersee

Durch den Teufelsgraben zum Saissersee

In der Monatsmitte hält der Wind den Frühling an und wirbelt noch einmal alles durcheinander. Die verfärbten Herbstblätter sammeln sich an den ungewöhnlichsten Orten, die Bäume biegen sich und lassen ihr altes Astwerk fallen. Das Wasser im See ist eisig und erinnert noch an die kalte Jahreszeit. Die Tage zwischen Winter und Frühling riechen nach dem Gefühl des Nicht-ganz-gemeint-zu-Seins, sie bewegen sich zwischen Aufbruch und Müdigkeit, zwischen Starrheit und Bewegung. Trotzdem herrscht an diesem Ort eine ganz besondere Wärme, spielen die Elemente miteinander, so als würden sie sagen: "Noch nicht ganz, aber bald!"

 

Durch den Teufelsgraben, der im Zentrum von Velden beginnt, führt ein Weg zum idyllischen Saissersee, der malerisch in die Landschaft eingebettet und von Wäldern und Wiesen umgeben ist. Der Saissersee ist ein Moorsee, der im Sommer oftmals bis zu 28 Grad erreicht und sich daher ideal zum Schwimmen eignet. Vor allem aber ist er perfekt, um dem Trubel am Wörthersee, der vorwiegend in den Sommermonaten dort herrscht, zu entfliehen.

Durch den Teufelsgraben zum Saissersee
Durch den Teufelsgraben zum Saissersee
Der Saissersee: Idyllisch gelegen und sehr ruhig
Der Saissersee: Idyllisch gelegen und sehr ruhig

Kaiser-Arnulf-Weg

"Das Lebendige hat viele Ausdrucksformen. Es zeigt sich in einem Wort und es macht auf der Landstraße auf sich aufmerksam. Das Lebendige ist ein kleines Kind, das keiner Anordnung gehorcht, nur einem sanften Lächeln Folge leistet, weil es in der Sanftmut sich selbst erkennt und im Lächelnden einen Verbündeten sieht. Das Lebendige ist immer ein zu erklimmender kleiner oder großer Gipfel, in der Zeit, im Erleben, in der Tat, in der Sehnsucht eines Menschen."

(Aus: Marica Bodrozic: Die Arbeit der Vögel. Seelenstenogramme)

Entspannen und die Natur genießen: Das geht sehr gut am Kaiser-Arnulf-Weg, der von Moosburg nach Pörtschach verläuft. Ein Wandererlebnis, das nicht allzu schwierig ist und sich daher vor allem für Genusswanderer sehr gut eignet. Ausgangspunkt ist das Schloss Moosburg, von dort geht es am sogenannten Mühlteich vorbei zum Seeblick-Weg in Richtung Pörtschach, wo man dann auch kurz auf den Wörthersee-Rundwanderweg trifft und von wo aus sich immer wieder schöne Ausblicke bieten. Schließlich gelangt man auf den Gaisrücken, dort führt der Kaiser-Arnulf-Weg über die Ortschaft Untergöriach bzw. die Gaisrückenstraße wieder zurück nach Moosburg.

Blick auf den Wörthersee
Blick auf den Wörthersee
Der Kaiser-Arnulf-Weg startet in Moosburg und verläuft bis Pörtschach am Wörthersee
Der Kaiser-Arnulf-Weg startet in Moosburg und verläuft bis Pörtschach am Wörthersee

Auf den Spuren von Gustav Mahler

Der bekannte Komponist Gustav Mahler benötigte für seine Inspiration die Ruhe in der Natur. Diese fand er in Maiernigg am Wörthersee, wo er sich ein Komponierhäuschen bauen ließ und dort auch seine Hauptwerke schuf. Das Komponierhäuschen erreicht man vom Parkplatz des Strandbades Maiernigg aus, zudem kommt man im Rahmen der Wanderung auch den Überresten des "Weißen Turms am schwarzen Felsen" vorbei, der früher als Sternwarte diente. Der Turm wurde im Jahr 1928 von Dr. Viktor Ohnmacht erbaut, wobei die Sternwarte die Krönung der "Erholungsstätte Maiernigg" sein sollte. Leider verfiel der Turm aber und brannte im Jahr 1960 schließlich ab. Dennoch steckt dieser Ort auch heute noch voller mystischer Geschichten, ein Lost Place, der zeigt, wie wichtig er für den Tourismus hätte sein können. 

Mitten im Wald ist das Gustav Mahler Komponierhäuschen zu finden
Mitten im Wald ist das Gustav Mahler Komponierhäuschen zu finden
Die Überreste des "Weißen Turms am schwarzen Felsen"
Die Überreste des "Weißen Turms am schwarzen Felsen"

Wanderung von Velden auf den Sternberg

Von Velden am Wörthersee gelangt man über das Sonnental und die Ortschaft Fahrendorf auf den Sternberg, einen Kraftort, den man bereits in der vorkeltischen Zeit als Ritualplatz nutzte. Hier soll sich ein heidnischer Tempel, den man zu Ehren der keltischen Göttin Junonae errichtete, befunden haben. Im Mittelalter wurden am Sternberg dann eine Kirche sowie eine Burg errichtet. Die Burg wurde im 15. Jahrhundert zerstört, die Kirche beschädigt. Die heutige Pfarrkirche erbaute man im gotischen Stil, es sind aber auch noch romanische Teile erhalten geblieben. 1799 wurde vom Pfarrer Andreas Sereinig am Sternberg eine Schule eröffnet, die es bis zum Jahr 1938 gab. Heute findet das Gebäude als Pfarrhof Verwendung, gegenüber kann man zudem im Gasthaus Messnerei einkehren. Traumhaft schön ist auch der Ausblick auf die Julischen Alpen und die Karawanken sowie auf die Felder und Wiesen, die sich von Velden bis nach Villach erstrecken. 

Die Kirche am Sternberg wurde auf einem riesigen Felsen erbaut
Die Kirche am Sternberg wurde auf einem riesigen Felsen erbaut
Ausblick auf die umliegende Bergwelt
Ausblick auf die umliegende Bergwelt

Lesefutter*:

Tatjana Gregoritsch: Wörthersee-Wanderungen. 55 Touren für jede Jahreszeit.

 

Marica Bodroczic: Die Arbeit der Vögel. Seelenstenogramme.

 

Jürgen Wolf: Handbuch für Kraftorte. Möglichkeiten Dir selbst zu begegnen.

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