Katherine May hat ein ganz wunderbares Buch mit dem Titel "Überwintern" geschrieben. Es ist eine "Winterweltreise", ein Buch, das voller kluger Ideen steckt und in dem sie zeigt, wie wichtig es ist, sich auch Ruhezeiten und Zeiten des Rückzugs zu gönnen. Neben ihren persönlichen Lebenskrisen berichtet die Autorin auch immer wieder von Exkursionen in die Natur bzw. zu ganz besonderen Orten.

"Winter ist die Zeit des Rückzugs von der Welt, der maximalen Ausnutzung knapper Ressourcen, brutaler Effizienz und Unsichtbarwerdung - aber genau da findet Verwandlung statt. Winter ist nicht Tod, ist nicht das Ende eines Lebens, sondern eine Bewährungsprobe."

Zugegeben: Der Winter ist auch für mich immer wieder aufs Neue eine Bewährungsprobe. Auch ich würde mich in dieser Zeit oft gerne unsichtbar machen, mich in einen Winterschlaf begeben, ich versuche aber dennoch, mich mit den kalten Monaten zu arrangieren. Gerne gehe ich mittlerweile daher auch im Winter wandern, wobei Kärnten hier einige sehr empfehlenswerte Touren zu bieten hat.

In traumhafter Naturlandschaft wandert man von Krumpendorf aus zunächst am Pirkerbach entlang und dann weiter zum Pirkerkogel, wo sich ein unvergesslicher Ausblick auf den Wörthersee bietet. 

Auch die naturnahe und stille Seite der Hochrindl könnt ihr im Rahmen einer Winterwanderung erkunden. So führt beispielsweise ein präparierter Winterwanderweg bis zum sogenannten Weißen Kreuz bzw. rund um den Kegel, wer möchte, kann auch seine Schneeschuhe einpacken und damit durch die winterweiße Landschaft stapfen. Der blaue Winterhimmel, die ursprüngliche Landschaft sowie das traumhafte Panorama machen hier auch das Wandern im Winter zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Wunderbar still und mystisch ist es im sogenannten Poitschacher Graben in der kalten Jahreszeit. Der Graben ist in der Nähe von Feldkirchen zu finden, dieser lockt im Sommer gerne Biker und Läufer an, im Winter sind hier aber nur wenige Menschen unterwegs. Entlang des Tiebelbaches kann man daher wunderbar entspannen und dieses eindrucksvolle Naturjuwel auf sich wirken lassen. 

Ebenso lohnenswert im Winter ist eine Wanderung auf den Wachsenberg bzw. zur Kitzelkapelle oberhalb von Feldkirchen. Diese Tour startet beim Gasthof "Zum alten Messner" und führt dann durch den Wald bis zur Kitzelkapelle, von wo sich - vor allem bei Nebel im Tal - ein toller Ausblick bietet. Wieder beim Ausgangspunkt angekommen lohnt sich natürlich auch eine Einkehr im Gasthof, der äußerst urig ist. 

"Wenn der Schnee fällt, höre der Natur zu." (Antoinette van Kleef)

Die Flattnitz hatte ich als Wandergebiet ganz lange nicht auf meinem Schirm. Warum, weiß ich eigentlich selbst nicht so genau. Sie ist aber gerade auch im Winter sehr gut dazu geeignet, um die traumhafte landschaftliche Kulisse bei einer Wanderung auf sich wirken zu lassen. Gestartet wird dabei am besten beim Parkplatz des Hirnkopfliftes, anschließend biegt man unterhalb des Alpengasthofs Isopp links ab und wandert dann bis zum Hüttendorf Flattnitz, wo sich übrigens ganz tolle Unterkunftsmöglichkeiten bieten. Hier habt ihr die Möglichkeit, entweder den Almenwasserweg entlangzugehen oder den Weg in Richtung Winterthaler zu wählen, auf dem ihr auch bei einem ehemaligen Kalkbrandofen vorbeikommt, war doch die Flattnitz und ihre Umgebung einst ein Bergbaugebiet. Der Kalkofen wurde bis ins 17. Jahrhundert zum Brennen von Mauerkalk aus Kalkgestein verwendet, der als Bockbühelschiefer vom Bockbühel abgebaut wurde. Gleich nach dem Ofen geht es links weiter in Richtung Hirnkopf, von wo aus man den faszinierenden Ausblick auf die umliegende Bergwelt genießen kann.

"Diese unerwartete weiße Decke hat unglaubliche Kraft - das Licht wirkt anders, alles ist friedlich gedämpft, und der Schnee kann vertrauten Dingen eine neue Form verleihen und etwas ganz Neues schaffen. Schnee verändert alles." (Sally Coulthard)

Zu jeder Jahreszeit empfehlenswert ist der Seeblickweg in Moosburg, eine sehr schöne Rundtour, die entlang des Mühl- und Mitterteiches verläuft. Wer möchte, kann im Rahmen der Wanderung auch dem Schloss Moosburg oder dem Karolingermuseum einen Besuch abstatten.

Anfang Februar zeigt sich plötzlich der Frühling und die Menschen zieht es nach draußen. Die Sonne verdrängt die niedrigen Temperaturen, die Endorphine nehmen Fahrt auf und die winterliche Müdigkeit scheint sich zu verabschieden. Aus den Winterbalken des Schrottenturms, einem ehemaligen Industriedenkmal und Ausflugslokal, wuchert das Unkraut und erinnert uns an die Vergänglichkeit, aber auch daran, dass im Frühling wieder Neues entstehen darf. 

Eine leichte Wanderung entlang des Wörthersees, die auch im Winter bestens funktioniert, bietet sich am Strandweg, der beim Strandbad-Parkplatz in Klagenfurt startet. Nach wenigen Minuten erreicht man den Ruderverein "Albatros", der sich in einer Jugendstilvilla im Stile der Wörtherseearchitektur befindet. Anschließend spaziert man an kleinen Strandhäusern vorbei, die aus den unterschiedlichsten Epochen stammen. An der Promenade sitzen die sonnenhungrigen Menschen auf Bänken unter Lauben und genießen die Aussicht aufs Wasser und schon bald kommt man auch am sogenannten Schrottenturm vorbei, ein altes Industriedenkmal, das zwischen 1818 und 1824 von Ritter Rainer zu Harbath errichtet wurde. Den industriellen Betrieb stellte man in den 1890er Jahren ein, danach wurde der Turm vom damaligen Bürgermeister Adolf Wolf erworben, der ihn zu einem Aussichtsturm mit einem Lokal umbauen ließ.

Dieses schloss im Jahr 1970 seine Türen und seitdem ist die Anlage ein "Lost Place" und trotz seiner Sichtbarkeit neben der Straße wird er von den Wenigsten registriert. Wandert man noch ungefähr zehn Minuten weiter, so kann man auf einer Bank eine Pause einlegen, die die Aufschrift "Egyds Büro" trägt und auf den Klagenfurter Autor Egyd Gstättner verweist, der am Strandweg ebenfalls sehr gerne unterwegs ist. 

Katherine May: Überwintern. Wenn das Leben innehält. 

Kompass-Karten GmbH: Dein Augenblick Kärnten: 30 Wandertouren, die dich ins Staunen versetzen

Dieter Buck: Genusswandern in Kärnten: Leichte Touren zum Schauen, Staunen und Entdecken

Jasmin Kreulitsch: 52 kleine & große Eskapaden in Kärnten: Ab nach draußen

Sally Coulthard: Das kleine Buch vom Schnee. Ein perfektes Geschenk für alle Winterliebhaber. 

Bei Winterwanderungen ist es empfehlenswert, "Spikes" für die Wanderschuhe mit dabei zu haben. Sehr handlich sind zum Beispiel die Snowline Chainsen Pro XT, die nur rund 470 Gramm wiegen und ganz einfach an den Bergschuhen befestigt werden können. 

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