Porträt eines Glücksmoments: Unterwegs am Wöllaner Nock

Wer kennt ihn nicht: Den Ausspruch "Der Weg ist das Ziel", der mittlerweile eher zu einem Werbeslogan für die Autobranche geworden ist. Ursprünglich kommt der Satz aber aus dem Buddhismus bzw. Taoismus, mit dem man zum Ausdruck bringen möchte, wie bedeutungsvoll es ist, sich an ein Ziel ganz langsam und bewusst anzunähern. 

Aber auch bei den zenbuddhistischen Wandererxerzitien, "angya" genannt, spielt der Weg eine wesentliche Rolle. Sehr anschaulich beschrieben wird das im Reisebericht "Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland" des japanischen Dichters Basho, der innerhalb von 150 Tagen eine Strecke von 2400 Kilometern zurücklegt. Seine Reiseroute orientiert sich dabei an Plätzen, die in der Literatur verherrlicht werden, sie bilden quasi seine Songline, seine Kette von Sehnsuchtsorten, die er im Rahmen seiner strapaziösen Reise aufsuchen möchte und die in der japanischen Tradition auch "Uta-makura" genannt werden. 

Es sind sogenannte Schau-Plätze, die über eine besonders ästhetische und spirituelle Qualität verfügen. Angekommen an einem dieser Orte nimmt der Wanderer die ganz besonders Atmosphäre auf, tritt also mit der Landschaft in Beziehung. Selbstvergessen versinkt er in ihrer Schönheit, bis er schließlich ganz in ihr aufgeht. 

Ebenso wichtig erscheint in diesem Zusammenhang auch die Offenheit: Sich zu öffnen für eine unerwartete Begegnung, ein widriges Wetterereignis oder auch für einen Umweg. Diese Unsicherheiten, die beim Wandern immer wieder auftreten können, stehen auch symbolisch für unseren Lebensweg, auf dem ebenfalls immer wieder Strapazen auf uns warten.

Überall beim Wandern findet man sie: Die Steinmännchen, die sowohl eine wegweisende als auch eine religiöse Bedeutung haben können.
Überall beim Wandern findet man sie: Die Steinmännchen, die sowohl eine wegweisende, aber auch eine religiöse Bedeutung haben können

Das Sich-Weit-Machen und Sich-Öffnen gelingt auch sehr gut bei einer Wanderung zum Wöllaner Nock, einem 2145 Meter hohen Gipfel im österreichischen Bundesland Kärnten. Die hochalpine Panorama-Wanderung startet direkt an der Bergstation der Kaiserburgbahn, dann geht es zunächst zum Vorderen Wöllaner Nock, bevor man anschließend über alpine Bergwiesen und sanfte Kuppen zum Wöllaner Nock weiterwandert. Auf dem Rückweg könnt ihr auch noch die Walderhütte besuchen und euch dort kulinarisch verwöhnen lassen. Oder ihr geht noch weiter zum sogenannten "Stoanernen Mandl", um auch von dort das traumhafte Panorama auf euch wirken zu lassen. 

Bei der Kaiserburgbahn in Bad Kleinkirchheim startet die Wanderung auf den Wöllaner Nock
Bei der Kaiserburgbahn in Bad Kleinkirchheim startet die Wanderung auf den Wöllaner Nock
Ausblick auf den Speichersee
Ausblick auf den Speichersee
Ein Stück unberührte Natur genießen
Ein Stück unberührte Natur genießen

Direkt am Alpe-Adria-Trail

Auf dem Weg zum Wöllaner Nock streift mein Blick auch über die Bergwelt der Umgebung, deren Gipfel weit entfernt am Horizont auftauchen, darunter beispielsweise der Triglav, die Hohe Warte oder der Hochstuhl. Ich staune über die unglaubliche Vielfalt der Landschaft, treffen doch hier gleich drei Regionen aufeinander, die gemeinsam den Alpen-Adria-Raum bilden. Die drei Regionen Kärnten, Slowenien und Friaul-Julisch Venetien werden durch den Alpe-Adria-Trail auf insgesamt 41 Wanderetappen miteinander verbunden. Dieser beginnt am Fuße des Großglockners, führt dann durch die schönsten See- und Berggebiete Kärntens bis in die Nähe des Dreiländerecks und dann weiter bis nach Muggia. Auch der Wöllaner Nock ist Teil dieses spannenden Weitwanderwegs.

Lesestoff*:

Ulrich Grober: Vom Wandern: Neue Wege zu einer alten Kunst.

 

Martin Marktl: Alpe Adria Trail: Vom Großglockner nach Triest. 41 Etappen mit GPS-Tracks. 

 

Bad Kleinkirchheim - Nationalpark Nockberge: Wanderkarte mit Kurzführer, Radrouten, Skitouren und Loipen.