Es ist schon einige Jahre her, dass ich nach Schottland gereist bin, vor kurzem habe ich nun das Buch "Der lebende Berg" von Nan Shepherd gelesen, die während ihres Lebens Tausende von Kilometern zu Fuß in den Cairngorms unterwegs war, um diese zu erkunden. 

Sie suchte diese Berge im Nordosten Schottlands zu jeder Jahreszeit, in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Tag und bei Nacht auf, manchmal ganz allein, manchmal mit Freunden oder Wandergefährten. Entstanden ist dabei eine Art philosophische Erforschung der Natur, wobei sich ihre philosophischen Betrachtungen mit ihren Erinnerungen, mit Naturgeschichte und Exkursionsnotizen mischen. "Der lebende Berg" berichtet davon, wie Nan Shepherd im Laufe der Zeit lernte, völlig ziellos umherzuwandern, einfach ,,um Zeit mit dem Berg zu verbringen, so wie man einen Freund besucht zu keinem anderen Zweck, als Zeit mit ihm zu verbringen." Es geht ihr dabei um einen Erfahrungsprozess, der ein Leben lang andauert, da nicht die Breite, sondern die Tiefe von Bedeutung ist. Den Gipfel zu erklimmen ist für sie nicht die einzige Möglichkeit, einen Berg kennenzulernen, sondern sie durchstreift das Gebirge in großer Demut. 

Was auffällt sind ihre brillanten detailgetreuen Wahrnehmungen, die nur dann möglich sind, wenn man eine Landschaft immer und immer wieder durchquert. Wenn die Autorin in den Bergen unterwegs ist, so geht es ihr nicht darum, große Panoramen zu suchen, sondern sie hält Ausschau nach "Einschnitten" und "Innenräumen", hat doch ein Berg für sie immer auch ein "Inneres". Sie ist fasziniert vom Verborgenen und möchte damit auch eine Verbindung zwischen der äußeren Landschaft und der inneren Seelenlandschaft herstellen. Wie John Muir wusste auch sie, dass ,,Hinausgehen in Wirklichkeit Hineingehen war."

Nan Shepherd: Der lebende Berg

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