
Gehen ist möglicherweise der unspektakulärste aller Fortbewegungsakte - und gerade deshalb hat es etwas Würdevolles. Wer geht, bewegt nicht nur seinen Körper von einem Ort zum anderen, sondern erweitert auch den Radius seines Denkens.
Der Gehende erobert nicht, er ist eher ein Fragender. Mit jedem Schritt möchte er von der Welt wissen: "Bist du so, wie ich dich mir vorstelle?" In den letzten Jahren bin ich viel gegangen. Ich ging, wenn ich nachdenken wollte. Ich ging, wenn ich mich selbst verloren glaubte. Ich ging, wenn ich müde war. Nie spürte ich mehr Verbindung zu mir selbst und zur Welt als in der Bewegung, wenn alles gegenwärtig wird und Körper und Geist im selben Takt sind. Das Gehen ist keine Fitnessübung, es ist eine Geste des Alltags. Gehen ist zwecklos. Gehen heißt, die Welt mit den Sohlen zu lesen.