Denkanstöße: Heimat - Ein Ort zwischen Erde und Erinnerung

Was ist Heimat? Ein Ort? Ein Gefühl? Eine Erinnerung, die sich nicht festhalten lässt, und doch wie ein stiller Kompass in uns wirkt?

Heimat ist selten laut. Sie meldet sich im Geruch von nasser Erde nach dem Regen, im Klang eines Dialekts, den man nicht gelernt, sondern geerbt hat. Sie liegt im Licht eines bestimmten Nachmittags, das nur dort so fällt - auf einen Gartenzaun, ein Fensterbrett, einen vertrauten Weg.

 

Für manche ist Heimat ein Punkt auf der Landkarte, ein Elternhaus, ein Dorf, ein See, Für andere ist sie das, was verloren ging - durch Flucht, Veränderung, Zeit. Doch vielleicht ist Heimat weniger das, was außen liegt, als das, was innen bleibt. Eine Landschaft im Herzen, die wir mit uns tragen, auch wenn wir weit gehen.

 

Manchmal zeigt sich Heimat erst in der Ferne, wenn der Blick zurück klarer wird. Dann erkennen wir: Heimat ist nicht Besitz, sondern Beziehung. Nicht unveränderlich, sondern wachsend mit uns. Sie ist dort, wo wir gesehen werden -und wo wir lernen, wiederzusehen. In der Sprache, die wir sprechen dürfen, ohne sie zu erklären. In der Erde, in der unser Name wie ein Wurzelwerk liegt.

 

Heimat ist kein Ort der Vollkommenheit, sondern des Ursprungs. Sie darf widersprüchlich sein, schmerzlich, warm. Sie prägt uns - aber wir prägen auch sie. Denn Heimat ist nicht nur da, wo wir geboren wurden. Sie ist auch dort, wo wir verstanden werden. Wo unser Dasein Resonanz findet.

 

Und vielleicht ist der tiefste Sinn von Heimat nicht, dass wir sie finden, sondern dass wir sie mitgestalten - in jedem aufrichtigen Wort, in jeder offenen Tür, in jeder Erinnerung, die wir weitergeben.

Lesestoff*:

Andreas Altmann: Gebrauchsanweisung für Heimat. In dieser sehr persönlichen „Gebrauchsanweisung“ geht Andreas Altmann der Frage nach, was Heimat heute noch bedeutet – für ihn selbst und für andere. Er erzählt von seiner eigenen Herkunft aus Altötting, von seiner Ablehnung kleinbürgerlicher Enge, aber auch von Momenten, in denen er Heimat auf überraschende Weise erlebt – unterwegs, in der Sprache, in Begegnungen.

 

Judith Schalansky: Atlas der abgelegenen Inseln. Schalansky stellt 50 abgelegene Inseln vor – jeweils mit Karte, Fakten und einer poetischen Geschichte. Das Buch behandelt auf metaphorischer Ebene die Themen Einsamkeit, Fremdsein und die Idee von (Nicht-)Heimat auf Inseln, die niemand erreicht.

 

 

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